Geschichte der Ortsgruppe
Die Geschichte der Wasserwacht, Ortsgruppe Kirchdorf, ist eng verknüpft mit der Geschichte des Freibades in Kirchdorf. Mitte der 60er Jahre entschloss sich die Gemeinde ein Freibad zu bauen, da das Baden in der Iller wegen der starken Verschmutzung nicht mehr möglich war. Das Freibad wurde im Sommer 1966 eröffnet und war sofort die Attraktion für das gesamte Umland. Dem ersten Bademeister Heinrich Schlögl war schnell klar, dem großen Ansturm Bade- und Schwimmfreudiger allein nicht gewachsen zu sein. Unterstützung tat not und er fand sie bei der Wasserwacht Memmingen, bei der er Jahre zuvor einen Rettungskurs absolviert hatte. Die schickte nun jedes Wochenende ein Team von Rettungsschwimmern nach Kirchdorf. Doch das konnte nur eine Behelfslösung sein, und so legten bald darauf nach einem Lehrgang Kurt Axmann, Heinrich Brüchle, Ludolf Haid, Wilhelm Schlatterer und Hans Seitz die Rettungsschwimmprüfung ab. 1967 wurde Kirchdorf Stützpunkt der Wasserwacht des Bayrischen Roten Kreuzes, und die Gründung einer eigenen Ortsgruppe im Jahre 1968 war nur noch Formsache. Zur selben Zeit erwarb Heinrich Schlögl die Berechtigung, selbst Rettungsschwimmer auszubilden, und schuf damit die Grundlage für die Bedeutung und das Ansehen der Kirchdorfer Wasserwacht weit über die Gemeindegrenzen hinaus.

Freibad kurz nach der Eröffnung 1996
Aus Kirchberg, das damals einen Waldsee angelegt hatte, kamen die ersten auswärtigen Prüflinge. Die Chronik jener Jahre belegt das gute Verhältnis und die enge Zusammenarbeit mit der Wasserwacht Abteilung Memmingen. 1972 übernahm Heinrich Schlögl von Kurt Brüchle den Vereinsvorsitz und bildete sofort weitere Rettungsschwimmer aus. Insgesamt 24 Jahre war Heinrich Schlögel Bademeister im Freibad, bevor er 1990 in den Ruhestand ging. Als Nestor der Kirchdorfer Wasserwacht, verlieh die Ortsgruppe Heinrich Schlögel die Ehrenmitgliedschaft. Von 1988 bis 1992 war Hubert Gaißmaier, langjähriger Technischer Leiter und Ausbilder für Rettungsschwimmer, Vorstand. Ihm folgte Hugo Konrad, in dessen Amtszeit mit einem großen Fest das 25jährige Bestehen der Ortsgruppe gefeiert wurde.
Rudolf Ritter – aus den Reihen der Wasserwacht – übernahm 1991 das Amt des Bademeisters und wurde 1996 zum Vorstand gewählt. Sein Stellvertreter und zweiter Bademeister wurde Otto Guter, ebenfalls ein Zögling der Ortsgruppe. 1991 wurde das vollständig renovierte und erweiterte Bad eröffnet. Die Rutsche und das beheizte Wasser sorgten für neue Rekorde. An heißen Tagen besuchen bis zu 5000 Gäste das Freibad. Dies sind die Wochenenden, an denen die Mitglieder der Wasserwacht keine freie Minute mehr haben.
Nachdem Rudolf Ritter und Otto Guter aus privaten und gesundheitlichen Gründen ihre Arbeit im Freibad kurzfristig aufgaben, sprangen zwei Wasserwächtler, Thomas Abler und Günter Ronz, in die Bresche. Günter Ronz war technischer Leiter der Ortsgruppe und bildete seit Jahren die Rettungsschwimmer aus. Thomas Abler wurde im Jahre 2000 zum Vorstand der Wasserwacht gewählt. Damit steht wieder ein Bademeister an der Spitze der Ortsgruppe.
Die 35 bis 45 Aktiven der Wasserwacht leisten pro Saison ehrenamtlich mehrere hundert Stunden. Daneben nimmt das Team der Wasserwacht das Seepferdchen und Schwimmabzeichen ab. Die Nachfrage ist groß. Jedes Wochenende drängen sich Kinder und Jugendliche am Wachstand, um sich nach den Bedingungen zu erkundigen. Voller Stolz präsentieren sie die Abzeichen auf der Badehose, wenn sie die Abnahme erfolgreich bestanden haben. Die Wasserwacht hat mit geholfen, dass es im Freibad Kirchdorf in den Jahren des Bestehens nie einen lebensgefährlichen oder gar tödlichen Unfall gegeben hat.
Stolz ist die Ortsgruppe, dass über die Hälfte der Aktiven ausgebildete Sanitäter sind. Dies verdankt sie der guten Zusammenarbeit mit der Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes in Erolzheim, die entsprechende Kurse anbietet. Auch die Gemeinde Erolzheim unterstützt die Arbeit des Vereins. Im Winterhalbjahr ist im Hallenbad ein Abend für die Wasserwächtler aus Kirchdorf reserviert. Bei Rettungsübungen aber auch mit Spaß und Spiel halten sich die Mitglieder in der kalten Jahreszeit fit. Im Januar beginnt jedes Jahr die Ausbildung neuer Rettungsschwimmer. Dabei wurden über 250 Rettungsabzeichen in Bronze, 80 in Silber und 10 in Gold erworben. Wem es im Hallenbad zu warm war, konnte man sich beim all 2-jährlich stattfindenden Schwimmen im Eiskanal in Augsburg abkühlen. (Die Veranstaltung findet seit 2004 nicht mehr statt)
Jeden Sommer demonstriert die Ortsgruppe den Badegästen am „Tag der Wasserwacht“ die Leistungsstärke ihrer Rettungsschwimmer. Aber auch Ski- und Schwimmwettbewerbe, Wandern und Radfahren gehören zum Programm vielfältiger sportlicher Fitness und wie allüberall dienen Ausflüge und Hüttenabende dem Zusammengehörigkeitsgefühl im Verein. Zu den Höhepunkten gehören die Rafting Touren auf dem Vorderrhein, die Kanufahrten auf der Donau und die Fahrt mit einem 11 Meter langen Schlauchboot auf der Iller, die alle paar Jahre wiederholt werden. Dabei lernen die Teilnehmer die Gewalt des Wassers und die eigenen Grenzen kennen.
Mit der Renovierung des Freibades im Jahr 1991 erhielt die Ortsgruppe ihren lang ersehnten eigenen Raum und einen neuen Wachstand von der Gemeinde. „Die guten Geister des Kirchdorfer Freibades, die vielen Badegästen ein Gefühl der Sicherheit geben“, nannte der ehemalige Bürgermeister Harald Notz, selbst ein Mann der ersten Stunde, die Rettungsschwimmer der Wasserwacht. „Menschen wie Euch braucht die Gemeinde, denn Euer Einsatz bedeutet oft Hilfe in letzter Minute, Rettung aus höchster Not. Euer Wirken zeugt von Nächstenliebe und Gemeinsinn“.
Einer der ergreifendsten Augenblicke in der Geschichte der Kirchdorfer war die Verleihung der Lebensrettungsmedaille an Albrecht Bock. Unter Einsatz des eigenen Lebens hatte der junge Rettungsschwimmer im Februar 1984 eine verunglückte Autofahrerin aus dem eiskalten Wasser des Illerkanales geholt und sie so vor dem Ertrinken gerettet.
Zu den Aufgaben der Wasserwacht gehört aber auch der Natur- insbesondere der Gewässerschutz. Michael Hörmann war Naturschutzwart im Unterallgäu. Die Ortsgruppe pflanzte zahlreiche Bäume, forstete Teile des Lärmschutzdammes entlang der Autobahn auf, sammelte zusammen mit Schülern der Grundschule Abfälle in Wald und Flur, baute Nistkästen und betreute Biotope.